Hubert Aiwanger (Bildmitte) ist vor allem auch Chef der Landtagsfraktion, Links von ihm im Bild sein Kritiker und Stellvertreter MdL Alexander Muthmann und rechts von ihm MdL Jutta Widmann.
(26.06.2017) Nur noch 13 Wochen bis zur Bundestgswal am 24. September. Hubert Aiwanger (46), seit 2008 Landtagsabgeordneter, zudem Kreisrat und Stadtrat (Rottenburg), ist der Direktkandidat im Bundeswahlkreis Landshut-Kelheim, wo der CSU-Kandidat Florian Oßner wohl allein die Chance hat, erneut in den Bundestag gewählt zu werden.
Aiwanger darf freilich mit einem Achungserfolg - 10 % plus - rechnen. Er kann besser abschneien als die SPD-Kandidatin Anja König (aus Landshut) sowie die Grüne Kandidatin Petra Seifert (aus Altdorf) und auch die FDP-Kandidatin Nicole Bauer (aus Velden), die sich vor allem in Landshut Stadt mit dem Rückenwind des FDP-OB Alexander Putz ein besonders gutes Ergebnis ausrechnen wird. Aiwanger wird sich wohl auch nicht durch den noch sehr unbekannten AfD-Kandidaten Fritz Strassberg (aus Altdorf) überholen lassen.
Bayernweit wird Aiwanger mit seinen Freien Wählern sicher nicht mehr als drei Prozent bei der Bundestagswahl erreichen. Die AfD könnte auf sechs bis acht Prozent kommen und damit erstmals in den Bundestag einziehen.
Die Nagelprobe für Aiwangers Freie Wähler folgt erst 2018 bei der Landtagswahl. Hier gilt es das Ergebnis von 2013 - 9 %, 19 Sitze im Landtag - zu verteidigen. Doch diesmal ist die FDP (derzeit nicht im Landtag vertreten) wieder ein ernsthafter Mitbewerber und erstmals wohl auch die AfD. 9 Prozent - wie 2013 - wären da ein Traumergebnis. Hubert Aiwanger wird sicherlich wieder im Stimmkreis Landshut antreten, wo 2013 Helmut Radlmeier das Direktmandat für die CSU gewinnen konnte. Doch es ist noch nicht sicher, ob Radlmeier (50) oder der erst 31-jährige Pefffenhausener Abgeordnete Florian Hölzl der Direktkandidat der CSU wird.
Die SPD wird erneut Ruth Müller aus Pfeffenhausen nominieren, die Grünen Rosi Steinberger aus Kumhausen. Beide gelten als sehr fleißige und effektive Landtagsabgeordnete. Ob es andererseits Jutta Widmann im Stimmkreis Dingolfing-Landau-Vilsbiburg wieder schafft, ist eher fraglich. Dort tritt bei der CSU freilich der ehemalige Landesvorsitzende und Ex-Finanzminister Erwin Huber (71) nicht mehr an. Von Seiten der FDP wird wohl ihr direkter Mitbewerber der Landshuter Marco Altinger (38). Die AfD wird eigene Landtagskandidaten ins Rennen schicken. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Kandidaten der ÖdP oder der Bayernpartei.
Hubert Aiwanger ist aktuell Bundesvortsitzender, Landesvorsitzender und auch Vorsitzender der 19 FW-Landtagsabgeordneten. Sein Stellvertreter in diesem Amt, Alexander Muthmann (61), ehemals in seinem Stimmkreis Freihung-Grafenau Landrat, hat die Machtfülle von Aiwanger zuletzt öffentlich kritisiert und auch seine angebliche programmatische Nähe zur AfD, vor allem in der Flüchtlingspolitik. Sofern die Freien Wähler bei der Landtagswahl von den Grünen (zuletzt 8,6 %), der wiedererstarkten FDP (ca. 8 % bei Umfragen) oder sogar von der AfD überholt werden, müsste Aiwanger als "Wahlverlierer" wohl das eine oder andere Amt abgeben.
Gabriele Pauli (59), heute Besitzerin des Schmuckladens ihrer verstobenen Mutter, war 2008 als Ex-Landrätin von Fürth noch die beste Wahlhelferin für die Freien Wähler
Hubert Aiwanger will auf Teufel komm raus 2018 als Koalitionspartner der CSU in die Regierung. Aiwanger könnte dann z.B. Wirtschatsminister und stellvertretender Ministerpräsident werden. Den Fraktionsvorsitz müsste er freilich abgeben. Schafft es jedoch erneut (wie 2008) die FPD auf die Regierungsbank im Freistaat und wenn die "Freien" fünf bis sieben Landtagssitze (z.B. auch an die AfD) verlieren, womöglich zudem noch von den Grünen (Landesvorsitzende ist Sigi Hagl) überflügelt werden, dann wird es eng um den jetztigen "Alleinherrscher" der Freien Wähler. Dann würde es an der Basis mit den vielen Stadt-, Gemeinde- und Kreisräten sowie Bürgermeistern und Landräten mehr als nur rumoren, den 2020 sind Kommunalwahlen. Dann bekämen jene wieder Oberwasser, die den kompletten Rückzug der Freien Wähler aus der Landes- und Bundespolitik fordern. Aiwanger kämpft also um sein Lebenwerk. Er hat 2008 erstmals den Einzug in den Bayerischen Landtag geschafft, damals noch mit mdienwirksamer Unterstützung der ehemaligen attraktiven Fürther Landrätin Gabriele Pauli. /hs