Buch/Vatersdorf (04.05.2018) Am Mittwoch hat der Bucher Heimatforscher Hans Schneider (Foto) den ersten Geschichtsbodenabend im Leipfinger-Bader (LB) Ziegelwerk in Vatersdorf veranstaltet. Es war sein erster Vortrag am künftigen Standort des Lokalmuseums nach sieben Monaten Pause.
Seitdem steht der alte Geschichtsboden am Bucher Rathausplatz nicht mehr für Veranstaltungen zur Verfügung. Entsprechend groß war der Besucherandrang. Mehr als 100 Gäste wollten Schneiders Auftakt im LB-Seminarraum sehen, der übergangsweise genutzt wird, bis die neuen Räumlichkeiten voraussichtlich Anfang kommenden Jahres bezogen werden können. Schneiders Thema: Ein Rückblick auf 19 Jahre Geschichtsboden in Buch.
Wenn Hans Schneider über Lokalgeschichte spricht, ist das Historienkabarett. Er doziert nicht nur wie ein Gesichtslehrer, sondern bringt seine Zuhörer mit vielen Anekdoten zum Lachen. Zu fast jedem Foto in seiner Präsentation fällt dem 77-Jährigen eine lustige Begebenheit ein. Er erzählte zum Beispiel, warum er fast immer Traubenzucker dabei hat: Weil er bei der Eröffnung einer Ausstellung im Jahr 2000 Kreislaufprobleme bekam, vertraut er seitdem auf den süßen, schnellen Energiekick für den Notfall. „Heute habe ich übrigens keinen Traubenzucker dabei“, sagte Schneider. Den brauchte er auch nicht. Der Bucher Ehrenbürger war topfit. Vor dem großen Publikum lief er zur Hochform auf.
In rund zwei Stunden eilte er durch die Geschichte seines Geschichtsbodens. Von den Anfängen in den späten 70ern, in denen er als Gastronom begann, Informationen zur Ortsgeschichte zur Unterhaltung der Gäste in die Speisekarten aufzunehmen. Über den Bau und die Eröffnung des Geschichtsbodens über einem Getränkemarkt im Jahr 1999, weil sein Privathaus mit historischen Dokumenten und Gegenständen überfüllt war. Bis hin zum bevorstehenden Umzug nach Vatersdorf. Den Ausbau des Geschichtsbodens hatte damals der Besitzer des Getränkemarkts aus Begeisterung für Schneiders Arbeit finanziert. Der Gemeinde, für die Bürgermeister Franz Göbl im Publikum saß, übernahm seitdem die Mietkosten. Und nun schafft Leipfinger-Bader die neue Heimat im Dachgeschoss des Verwaltungsgebäudes. Derzeit laufen die Umbauarbeiten für ein modernes Lokalmuseum. „Ich danke allen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten für den Betrieb des Geschichtsbodens eingesetzt haben und das auch künftig tun“, sagte Schneider. „Unsere Heimatgeschichte soll ja noch lange weiterleben.“
In seinem Geschichtsboden hat Schneider bisher rund 20 000 Besucher aus ganz Bayern und dem Ausland begrüßt – mehr als 1000 pro Jahr. Er hat mehr als 150 Vortragsabende veranstaltet, mehr als 100 Besuchergruppen geführt, fast 20 Ausstellungen organisiert, dutzende Filmabende abgehalten und Bücher mit insgesamt rund 5000 Seiten veröffentlicht. Alles ehrenamtlich. Die Themen sprudeln aus mehr als 1000 Ordnern mit historischem Material, in denen er unter anderem 600 Heiligenbilder, 5000 Sterbebilder und 5000 Postkarten aufbewahrt. Dazu kommen mehr als 1000 historische Gegenstände aus allen Lebensbereichen.
Es gibt nichts, wozu Hans Schneider keinen Lokalbezug herstellen könnte. Der Historien-Entertainer nutzt die absurde Vielfalt an Möglichkeiten gekonnt für seine Schneider-Show: „Ich habe Unterlagen zu jedem Bucher Pfarrer seit 1220 und ihren Problemen. Ich kann über Jahrhunderte zurückverfolgen, wer wann geheiratet hat und was es dabei zu Essen und Trinken gab“, sagte er. „Ihr müsst nur Bescheid geben, was ihr wissen wollt. Dann erzähle ich es euch.“
Nach diesem erfolgreichen Beginn in Vatersdorf gehen nun die Vorbereitungen für den endgültigen Umzug des Geschichtsbodens weiter. Mit Unterstützung einiger Helfer wird das komplette Inventar fotografiert, nummeriert, katalogisiert, verpackt und für den Transport vorbereitet. Damit Schneiders Lebenswerk – das Gedächtnis der Gemeinde Buch – noch lange fortgeführt werden kann.
Im Bild oben: Das Interesse der Bucher an der Fortsetzung der Geschichtsbodenabende nach sieben Monaten Pause war groß: Vor mehr als 100 Gästen sprach Hans Schneider im Seminarraum der Leipfinger-Bader Ziegelwerke über die Geschichte seines Lebenswerks.