Ein großzügiges Gastgeschenk überreichte die Landshuter Delegation um OB Alexander Putz der Nanying Primary School, die bei einem schweren Erdbeben vor zehn Jahren stark beschädigt und danach mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland wieder aufgebaut worden war. Insgesamt 6.066 Euro spendete die Delegation für die Grundschule, 2.500 Euro davon stammen von der Stadt Landshut.
Guangyuan /Landshut (5.10.2018) Die chinesische Präfektur Guangyuan in der bayerischen Partnerprovinz Sichuan und Landshut nehmen freundschaftliche Beziehungen auf: Das haben die Oberbürgermeister der beiden Städte, Zou Zijing und Alexander Putz, am Dienstag (2.10.) in Guangyuan vereinbart.
Die Oberbürgermeister Zou Jijing und Alexander Putz unterzeichneten am Dienstag einen Vertrag zur Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen zwischen Guangyuan und Landshut. Der auch für die Provinz Sichuan zuständige deutsche Generalkonsul Robert von Rimscha (stehend, Dritter von links) gehörte wie die Stadträte Ludwig Zellner und Bernd Friedrich (von rechts) zu den Zeugen. - Fotos Stadt Landshut
Die Unterzeichnung dieses Vertrags war der Höhepunkt einer fünftägigen Reise nach China, die Putz zusammen mit einer 25-köpfigen Delegation aus Vertretern der Bereiche Bildung, Kultur und Wirtschaft, den Stadträten Ludwig Zellner (CSU) und Bernd Friedrich (JL/BfL) sowie ausgewählten Mitgliedern der Stadtverwaltung bis Mittwoch absolviert hat.
Ziel der Vereinbarung ist es, Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit in den Bereichen Schule und Wissenschaft, Kultur und Tourismus sowie Industrie und Handel auszuloten. Dadurch sollen die wirtschaftlichen Chancen für beide Seiten erschlossen und die Völkerverständigung gefördert werden. Erste konkrete Ergebnisse wurden schon in Guangyuan erzielt. Nach intensiven Gesprächen von Landshuter Unternehmern und Leitern von Kultur- und Bildungseinrichtungen mit potenziellen Partnern vor Ort wurden insgesamt acht Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet – auf Landshuter Seite unter anderem von der Fachoberschule, dem Beruflichen Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz), von Brandt Zwieback-Schokoladen GmbH und Co. KG sowie von einem Dreierteam aus Asis GmbH, VX Instruments GmbH und dem Technologieentwickler Enders GmbH.
Über diese in China angebahnten Projekte und ihre Eindrücke von Guangyuan informierten zahlreiche Delegationsmitglieder am Freitagvormittag im Rahmen einer von OB Putz angesichts des sehr positiven Verlaufs der Reise kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Christian Degenhart, Geschäftsführer von VX Instruments, und Christoph Brandt, Geschäftsführer von Brandt Zwieback-Schokoladen, zogen schon vorab Bilanz. „In Guangyuan habe ich den Kontakt zu zwei Unternehmen hergestellt, die sich für unser Sortiment interessieren. Wir haben vereinbart, die Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit auszuloten“, sagte Brandt. „Darüber haben wir uns in China ausgetauscht und sind bereits in intensivem Kontakt, um das enorme Marktpotenzial Chinas für unser Unternehmen zu erschließen.“ Brandt betonte, während der Reise „viel Interessantes über Chinas Business-Mentalität gelernt und einen guten Einblick erhalten“ zu haben.
Ähnlich positiv äußerte sich Christian Degenhart: „VX Instruments wird in den kommenden Jahren die globalen Märkte erschließen. Dabei spielt China natürlich eine wichtige Rolle. In Guangyuan konnte ich Kontakte mit einem interessanten Unternehmen aus der Automobilbranche knüpfen, die wir gerne vertiefen möchten. Deswegen haben wir eine entsprechende Vereinbarung geschlossen“, sagte Degenhart. Noch wichtiger als diese Vereinbarung als solche sei aber, dass „durch eine vom Herrn Oberbürgermeister begleitete Reise auf direktem Weg eine Vertrauensbasis aufgebaut wird. Diese ist für jedes Geschäft unverzichtbar, auch und gerade in China. Insofern hat die Reise aus meiner Sicht einen sehr wertvollen Beitrag zu einem erfolgreichen Einstieg in den chinesischen Markt geleistet.“
Sehr erfreulich ist aus Degenharts Sicht außerdem, dass die teilnehmenden Unternehmer aus Landshut ihre Beziehungen zueinander festigen konnten. „Im Alltag fehlt ja leider häufig die Zeit, um sich einmal in größerer Runde zusammenzusetzen und gemeinsam über die Zukunft zu diskutieren.“ Diese Kontaktpflege zu Landshuter Unternehmen und der gegenseitige Austausch waren auch für Christoph Brandt ein weiterer Beweggrund, persönlich an der Reise teilzunehmen. „Ich kann nach den vier Tagen in China feststellen, dass das sehr gut gelungen ist. Deswegen hat sich die Teilnahme für mich mehr als gelohnt.“
OB Putz, der die Einladung seines Amtskollegen Zou Jijing nach Guangyuan trotz einiger Kritik angenommen und die Delegation zusammengestellt hatte, fühlt sich angesichts des Verlaufs und der Resultate der Reise bestätigt: „Landshut liegt weniger als eine halbe Autostunde von unserem Tor zur Welt, dem Münchner Flughafen, entfernt. Von dort aus ist man zum Beispiel in rund zehn Stunden in China. Früher hat das über die Seidenstraße Jahre gedauert. Die Welt wächst also zusammen – und das bietet großartige Chancen für uns.“ Diese gelte es, so gut wie möglich zu nutzen. Zum Beispiel, indem man auch eine derartige Delegationsreise nicht scheut. „Wir wollten dort die im vergangenen Jahr durch den Besuch einer Gruppe aus Guangyuan entstandenen Kontakte vertiefen und sehen, ob sich das weiterentwickeln lässt.“ Das sei hervorragend gelungen, betonte Putz und formulierte es unter Bezugnahme auf ein chinesisches Sprichwort so: „Wir wollten eigentlich nur die ersten Steine in den Fluss zwischen unseren Städten legen, haben es aber geschafft, schon jetzt eine Brücke der Verständigung zu bauen.“ Dazu habe nicht zuletzt die vorbildliche Gastfreundschaft der Chinesen beigetragen. „Davon waren wir alle sehr beeindruckt.“
So erfreulich Putz die zahlreich geschlossenen Kooperationsvereinbarungen zwischen Unternehmen aus beiden Städten auch findet: Das Wichtigste ist für den OB die ebenfalls verabredete Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen. „Die Kontakte, die im Kindes- und Jugendalter geschlossen werden, bilden den Grundstein jeder Völkerfreundschaft“, so Putz. „Deswegen hoffe ich, dass beispielsweise Schüleraustausche zwischen Landshut und Guangyuan möglich werden.“
Voll des Lobes für die Landshuter Delegation war auch der unter anderem für die Provinz Sichuan zuständige deutsche Generalkonsul Robert von Rimscha. Er hatte sich der Gruppe aus Landshut bereits unmittelbar nach deren Ankunft in Chengdu angeschlossen und dann das gesamte viertägige Programm mit absolviert. „Die deutsch-chinesischen Beziehungen leben von bürgerschaftlichem Engagement, dem Kontakt zwischen den Zivilgesellschaften und regionaler Kooperation“, sagte von Rimscha. „Deshalb bin ich Landshut für die Neugier auf Sichuan ausgesprochen dankbar.“ Es habe sich als höchst wertvoll erwiesen, dass neben Vertretern der Stadt und ihrer Wirtschaft auch die Bereiche Kultur und Bildung durch Mitglieder der Delegation abgedeckt worden seien. Für Kritiker, die eine Zusammenarbeit mit China mit Blick auf die Menschenrechtssituation grundsätzlich ablehnen, hat der Generalkonsul übrigens wenig Verständnis: „Wer empfiehlt, den Dialog mit China rundweg abzulehnen, nimmt uns Zukunftschancen."