Landshut - pm (09.08.2019) Das Projekt „Home and Care“, das die Stadt Landshut zusammen mit lokalen Partnern wie dem Hl. Geistspital, dem Verein „ZAK“, dem Klinikum, Lakumed, der Hochschule und der Fachakademie für Sozialpädagogik Seligenthal geplant hat, wird Bestandteil des EU-Förderprogramms „Urban Innovative Actions Initiative“. Mit dem Pilotprojekt „Home and Care“ will man in Landshut ganz gezielt das Armutsrisiko von Alleinerziehenden angehen.
Ein Dreiklang aus Ausbildung der Mütter, Kinderbetreuung und Wohnen soll betroffenen Alleinerziehenden und ihren Kindern helfen, die Armutsspirale zu durchbrechen. Die Stadt Landshut und ihre Partner haben ein innovatives Konzept erarbeitet und eingereicht, sodass sie hierfür nun mit einer großzügigen finanziellen Unterstützung in Höhe von nahezu fünf Millionen Euro in den nächsten drei Jahren rechnen dürfen. Neben 19 europäischen Städten wird Landshut damit zugleich die erste und einzige deutsche Stadt sein, die in den Kreis der UIA-Städte aufgenommen wird. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag im Rathaus hat Oberbürgermeister Alexander Putz gemeinsam mit den Projektpartnern und Stadtrat Rudolf Schnur als Vorsitzendem der CSU-Fraktion – auf deren Initiative hin nach einem geeigneten städtischen Projekt für das UIA-Förderprogramm gesucht wurde – das Projekt vorgestellt.
„Home and Care“: Die EU wählt die Stadt Landshut als Pilotprojekt-Stadt in Deutschland aus, die sich nun über eine Millionenförderung für ihr innovatives Konzept zur Armutsrisikobekämpfung von Alleinerziehenden freuen darf.
Oberbürgermeister Alexander Putz äußerte seine große Freude über die großzügige Förderzusage der EU-Kommission. Die Landshuter Bewerbung hat sich in einem dreistufigen Auswahlverfahren gegen 174 eingereichte Projekte aus 23 Mitgliedstaaten durchsetzen können. „Eine unglaubliche Leistung und ein großartiger Erfolg, der nur durch den außerordentlich hohen Einsatz und die ausgezeichnete Zusammenarbeit aller Beteiligten und Projektpartner möglich geworden ist“, betonte Putz. Er würdigte zudem Stadtrat Rudi Schnur für seine Initiative, der die Bewerbung hartnäckig verfolgt und das Projekt damit erst ins Rollen gebracht habe.
Zur Idee des Projekts hier die Original-Beschreibung aus dem erfolgreichen Förderantrag: Alleinerziehende, die in Heil- und Pflegeberufen oder in der Kinderbetreuung arbeiten, sind eine besonders vulnerable Personengruppe. Neben der Betreuung der eigenen Kinder müssen sie den deutlich angewachsenen Herausforderungen der Berufswelt entsprechen, insbesondere was die zeitliche Flexibilität betrifft. Das führt zu einem hohen Armutsrisiko für die Alleinerziehenden und vor allem für deren Kinder. Während die Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland und Europa kontinuierlich steigt, herrscht in den genannten Berufen eklatanter Personalmangel. Gleichzeitig gefährden die geringe Entlohnung und die Unmöglichkeit, in Vollzeit zu arbeiten, die finanzielle Sicherheit im Alter extrem. Soziale Ausgrenzung ist die Folge.
Eine Tatsache, die die ZAK-Vorsitzende Ele Schöfthaler, die sich seit Jahren mit extrem hohen Engagement und zahlreichen Projekten für flexible Betreuungsangebote einsetzt und hilfesuchende Frauen und Familien unterstützt, nur bestätigen kann: „Wir brauchen Pflegekräfte und wir brauchen die Alleinerziehenden“. Das Projekt solle alleinerziehenden Frauen, die arbeiten und ihr Leben nicht auf Hartz IV begründen wollen, eine Perspektive geben.
Das Projekt will eben jenen Kreislauf durchbrechen, indem es eine neue Form der flexiblen Kinderbetreuung entwickelt, die den alleinerziehenden Eltern die Möglichkeit einer Ausbildung oder vollen Arbeitsstelle bietet und zugleich die Bedürfnisse der Kinder an die vorderste Stelle stellt. Im Projekt wohnt „Tür an Tür“ sowohl die Gruppe der in Heil- und Pflegeberufen Tätigen als auch die Gruppe der kinderbetreuenden Alleinerziehenden. Das Projekt bündelt und koordiniert die Interessen der Kinder, Alleinerziehenden, Betreuenden und Arbeitgeber mit passgenauer Betreuung, wie weder derzeit vorhanden noch bisher von staatlicher Seite angedacht.
„Es handelt sich um eine innovative, unerprobte Idee, die beispielhaft im realen Leben umgesetzt werden soll“, so Dr. Hedwig Maurer von der Hochschule Landshut. Die Integration auf dem Arbeitsmarkt gibt Alleinerziehenden und Kindern Sicherheit, Bildungs- und Zukunftschancen.
Dr. Stefan Brembeck von der Fachakademie für Sozialpädagogik Seligenthal, der seit vielen Jahren eng mit Ele Schöfthaler zusammenarbeitet, sprach von einer großartigen Idee, die hier verwirklicht werde. „Ein Vorzeigeprojekt für die gesamte Bundesrepublik“, betonte Ulrike Anzinger von LAKUMED, die sich, wie André Naumann und Jürgen Bacher vom Klinikum Landshut, sehr darauf freut, hier aktiv mitwirken zu dürfen.
Rudi Schnur hob neben der Stadtverwaltung auch den Stadtrat lobend hervor, der, wie er sagte, von Anfang an geschlossen hinter der Idee gestanden habe. Er sprach von einer großen Herausforderung, die es jetzt in dieser kurzen Zeit zu stemmen gilt und betonte gleichzeitig, wie sehr er sich auf die gemeinsamen Aktivitäten und Ergebnisse freue.
Nun sollen zwei Gebäude errichtet werden, in denen die Wohnungen der Bewohner mit Verbindungstüren oder gemeinsamen zugänglich sind und die Betreuung der Kinder der Alleinerziehenden, die in Pflegeberufen arbeiten, durch die benachbarte Tagesmutter übernommen wird. Im Erdgeschoss der Gebäude sollen sich die Räume der Großtagespflegen befinden. Wie Stadtkämmerer und Stiftungsreferent Rupert Aigner informierte, solle das Gebäude auf dem Grundstück der Hl. Geistspitalstiftung der Stadt an der Marienburger Straße errichtet werden (neben dem ehemaligen Jugendwohnheim). Was die baulichen Planungen betreffe, so der Leiter des Baureferates Johannes Doll – hier liefen bereits parallel die Vorbereitungen für die Ausschreibung.
Seitens der Stadt Landshut wurde das Projekt und die Bewerbung federführend vom Leiter der Abteilung Soziales, Jugend und Schulen, Dr. Matthias Kurbel, und der Beauftragten für EU-Fördermittel, Claudia Obermaier, betreut und umgesetzt. Für ihre herausragende Arbeit und ihr Engagement wurden sie von allen Seiten ausdrücklich gelobt.