Felix Hübner (rechts) und Tobias Mießlinger bei der Feinabstimmung der Soundanlage. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (28.08.2019) Vorne zu laut, hinten nichts zu verstehen, das war gestern. Heute sorgt eine ausgeklügelte Technik für die optimale Beschallung der großen Festhallen auf der Dult. Dabei geht es um Abstrahlwinkel, Frequenzen, Zeitverzögerung und Dezibel. Einen zentralen Bestandteil bildet für alles ein Laptop mit Software, um alles ins perfekte Lot zu bringen. Felix Hübner und Tobias Mießlinger erklären, wie sie in Patrick Schmidts Festhalle für den guten Ton sorgen.
Wer durch die Festhalle blickt, sieht nicht nur vor der Bühne sondern auch im zentralen Bereich mehrere Linien mit Lautsprechern. Das Wort Lautsprecher wäre allerdings zu umgangssprachlich. Genau genommen handelt es sich dabei um Linerarrys, Delaylines und Frontfills. Alle erledigen spezielle akustische Aufgaben.
Angenommen, nur vor der Bühne würde eine Reihe Lautsprecher stehen, dann wäre es wie früher, vorne zu laut und hinten zu leise. Daher werden alle Boxen per Software exakt aufeinander abgestimmt. Diese Arbeit erledigen die beiden Tontechniker der Landshuter Firma Eventolix bereits in ihrem Büro.
Auf dem Bildschirm wird der exakte Grundriss der Festhalle dargestellt. Dann tüfteln die beiden Techniker daran, alle 30 Boxen, inklusive der sechs Subwoofer unter der Bühne auf einander abzustimmen. Die beiden bananenförmig gekrümmten Boxen rechts und links der Bühne haben beispielsweise einen Abstrahlwinkel von 110 Grad. Das genügt nicht, um die Gäste, die in der Mitte vor der Bühne sitzen bzw. feiern, zu beschallen. Dafür gibt es zusätzliche Frontfills, die diese Lücke schließen. Der digitale Plan zeigt die genaue Schallabdeckung der Festhalle.
Verschiedene Boxen strahlen den Schall in verschiedene Richtungen ab.
Ein weiterer Clou liegt in den hohen Frequenzen, sowie der Lautstärke, die vorne ausgestrahlt, nach hinten immer weiter abnehmen. Das wird ebenfalls mit weiteren Lautsprechern korrigiert. Daher gibt es zwei weitere Traversen mit Boxen. Das bedeutet viel Feinarbeit, denn wann von welcher Box der Klang ertönt, muss zeitlich aufeinander abgeglichen werden.
Schall breitet sich mit einer Geschwindigkeit mit 343 Metern pro Sekunde aus. Würden nun alle Lautsprecher exakt zur gleichen Zeit die Töne wiedergeben, käme es zu einer Vermischung des Klangs. Daher dürfen die hinteren Linien erst etwas später anklingen, um einen optimalen Klangteppich zu erzeugen. Das liegt alles im Bereich von Millisekunden.
Eine besondere Stellung nehmen die Bässe ein. Dafür sorgen sechs Subwoofer unter der Bühne. Schall, physikalisch nichts anderes als Wellen, besitzt eine besondere Eigenschaft. Treffen zwei Wellenberge gleichzeitig aufeinander, verdoppeln sie sich oder können sich im umgekehrten Fall auslöschen. Dass dies nicht geschieht, liegt an der exakten Positionierung der Subwoofer und natürlich an der Computer gesteuerten Abstimmung untereinander.
Das Technikzentrum unter der Bühne mit den Verstärkern und dem Limiter.
Der Bildschirm des Laptops zeigt auch die Umgebung von Patrick Schmidts Festhalle. Der Ton soll ja in der guten Stube bleiben und nicht gesamte Umgebung ungewollt unterhalten. Das würde auch gegen die Immissionsrichtlinie der Stadt Landshut verstoßen, die hier strenge Auflagen vorschreibt.
91 Dezibel darf die Lautstärke in der Festhalle im Durchschnitt betragen. Damit das eingehalten wird, kommt ein sogenannter Limiter zum Einsatz. Über ein Mikrofon wird der Geräuschpegel in der Festhalle permanent gemessen. Wird dieser zu laut, greift der Limter sofort ein und regelt das Schallvolumen in Echtzeit herunter. Daran können auch die Techniker der verschiedenen Bands am Mischpult nichts verändern. Die Töne der Instrumente auf der Bühne laufen ins Mischpult und und von dort in Felix Hübner und Tobias Mießlinger Soundanlage mit dem Limiter.
Perfekter Sound für die perfekte Party, wie am Mittwoch mit "Tetrapck" auf Patrick Schmidts Bühne.
Die Firma Eventolix richten Patrick Schmidts Festhalle fix und fertig mit der Beschallungstechnik ein. Der Aufbau und das Einmessen dauert rund einen Tag, dann folgt die Abnahme durch das Umweltamt der Stadt Landshut.
Mit 13 Jahren hat Felix Hübner begonnen, sich für Veranstaltungstechnik zu interessieren, mit 17 gründete er dafür seine Firma Eventolix, die seit zwei Jahren als GmbH firmiert. Neben dem Ton gestaltet er mit seinen Mitarbeitern auch die gesamte Lichttechnik in der Festhalle. Zum Einsatz kommen extrem hochwertige Lautsprecher des Herstellers d&b AudioTechnik, eine Teilproduktion der Lautsprecher findet in Altdorf bei Landshut statt. Diese PA-Systeme (PA = Public Adress) gehören zu den besten, die es weltweit gibt.