Altdorf. Der älteste Nachweis des Anbaus von Äpfeln in bayerischen Landen in der Epoche der Linienband-Keramik (etwa 5500 bis 5000 v. Chr.), ein Hort mit gut 250 Spangenbarren aus Bronze - quasi ein über 3000 Jahre alter "Münzschatz" - und Gläser und Töpfe aus der Landshuter Innenstadt aus der Zeit um 1475, als Niederbayerns Wittelsbacher Herzöge mit der "Landshuter Hochzeit" auf die Bühne der Weltpolitik drängten:
Das sind einige der neuen archäologischen Funde, die bei der Landestagung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern von Freitag bis Sonntag in Altdorf vorgestellt werden. Einmal im Jahr lädt die über 3000 Mitglieder zählende Gesellschaft, ein 1980 gegründeter gemeinnütziger Verein, zu einer Landestagung ein.
Heuer findet sie zum zweiten Mal nach 2003 im Landkreis Landshut statt, im Bürgersaal des Marktes Altdorf. Der Verein veranstaltet sie in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD), dem Landkreis Landshut und der Marktgemeinde Altdorf.
Zur Eröffnung am Freitag um 14 Uhr kommt Bayerns Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle. Freitag und Samstag stehen ganz im Zeichen von Fachvorträgen von Archäologen über Neufunde und wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Veranstaltung steht allen interessierten Bürgern offen.
Den Festvortrag am Freitag um 19 Uhr hält der renommierte Historiker und experimentelle Archäologe Marcus Junkelmann über Napoleons Kampf um Landshut im Jahr 1809, ein Ereignis, das weniger archäologische als archivalische Spuren hinterlassen hat: Im Stadtarchiv von Landshut wird ein altes, massives Buch mit einem Einschussloch einer Gewehrkugel verwahrt, das eventuell einem Landshuter jener Zeit das Leben gerettet hat.
Unter der Leitung des Vorsitzenden der Gesellschaft für Archäologie, Prof. Dr. Bernd Päffgen (München), treffen sich Archäologen und Archäologie-Freunde zum fachlichen Austausch. Im Rahmen der Tagung, auf der 16 Fachvorträge gehalten werden, wird auch der neue Band "Archäologisches Jahr in Bayern 2014" vorgestellt, der einen Überblick über die wichtigsten Ausgrabungen im Freistaat im vergangenen Jahr bietet.
Zudem besteht die Möglichkeit, archäologische Fundstücke von Fachleuten begutachten zu lassen.
Viel Ehre wird auf dem Treffen diesmal auch den ehrenamtlichen Helfern zuteil: Dr. Sabine Mayer (BLfD, Regensburg) stellt Beispiele ehrenamtlicher Projekte in Südbayern vor und Prof. Dr. Thorsten Uthmeier (Erlangen) referiert über neue Funde aus Niederbayern vor, die Sammler bei Vilshofen gemacht haben: Es handelt sich um rund 17000 Jahre alte Pfeilspitzen aus einem Lager von Rentier-Jägern aus dem Magdalénien, der nach einem französischen Fundort benannten Epoche aus der Endphase der Altsteinzeit, die berühmt ist durch faszinierende Höhlenmalereien aus Südfrankreich und Nordspanien.
Der Kreisarchäologe von Straubing-Bogen, Dr. Ludwig Husty, beleuchtet die Forschungsgeschichte und neuen Befunden aus Erd- und Grabenwerken der Jungsteinzeit Niederbayerns, sein Landshuter Kollege Thomas Richter befasst sich mit Funden aus der Altheimer Kultur (ca. 3800 bis 3200 v. Chr.) aus Vilsbiburg und Dr. Christoph Steinmann (BLfD, Regensburg) spricht über Funde auf dem ehemaligen "Kollerparkplatz" in der Landshuter Neustadt: Sie reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück, dokumentieren den Stadtbrand von 1342, aber zum Beispiel auch die dreifache Brandschatzung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg.
Am Sonntag klingt die Landestagung mit einer Exkursion zu Bodendenkmälern im nördlichen Landkreis Landshut aus.
IM BILD OBEN: Funde und Befunde aus mehreren Jahrtausenden werden in Fachvorträgen bei der Landestagung der Gesellschaft für Archäologie am Wochenende in Altdorf vorgestellt, die nicht nur Vereinsmitgliedern, sondern allen interessierten Bürgern offensteht. Im Bild ein Schuh aus der Zeit der Landshuter Fürstenhochzeit 1475, geborgen bei archäologischen Grabungen in Landshut.