Staatsregierung hat keinerlei belastbare Zahlen für dezentrale Energiewende – Müller: „Ministerium glänzt mit Ahnungslosigkeit.“
Ruth Müller, SPD-Landtagsabgeordnete aus Landshut wollte von der Staatsregierung belastbare Zahlen für die Umsetzung der Energiewende hin zur dezentralen Stromversorgung in Niederbayern erfahren.
Auf die entsprechende Schriftliche Anfrage hat sie nun die Antwort des Wirtschafts- und Energieministeriums erhalten. „Dabei stellt sich heraus, dass das Ministerium nur mit Ahnungslosigkeit glänzt“, so Müller.
„Die aktuell im Energie-Atlas Bayern verfügbaren Daten basieren auf dem Erfassungsstand 31.12.2013. Die Aktualisierung der Daten auf den Erfassungsstand 2014 soll bis Anfang 2016 durch das Bayerische Landesamt für Umwelt erfolgen“, so die Antwort der Staatsregierung zur Aktualität der vorhandenen Daten über die Erzeugung Erneuerbarer Energie in Niederbayern. „2013 bereits hatten die erneuerbaren Energien mit 6.155 Gigawattstunden im Jahr einen beachtlichen Anteil an der Stromproduktion in Niederbayern. „Davon lieferten die Wasserkraftanlagen 48,42 Prozent (2.980 Gigawattstunden im Jahr), die Biomasseanlagen 15,55 Prozent (957 Gigawattstunden im Jahr) die Photovoltaikanlagen 35,96 Prozent (2.213 Gigawattstunden im Jahr) und die Windkraftanlagen lediglich 0,08 Prozent (5 Gigawattstunden im Jahr)“, entnahm Ruth Müller den Aufstellungen des Ministeriums.
Einige Gemeinden produzierten bereits 2013 einen deutliche Überschuss an Energie im Vergleich zum eigenen Verbrauch; so zum Beispiel im Landkreis Landshut: Tiefenbach mit einem Plus von 88,5 Gigawattstunden im Jahr, Niederaichbach mit einem Plus von 87,4 Gigawattstunden im Jahr oder Essenbach mit einem Plus von 53,3 Gigawattstunden im Jahr. Andere Gemeinden hatten hier deutlichen Aufholbedarf, wie zum Beispiel Ergolding, das seinen Strom aus erneuerbaren Energien um 83,8 Gigawattstunden im Jahr steigern müsste, um „energieautark“ zu sein. Dass gerade die industriestarken Standorte Ergolding und Vilsbiburg (rund 52 Gigawattstunden im Jahr) Nachholbedarf haben, zeigt, dass der Industriestandort Bayern einen verlässlichen Energiemix benötigt, so Müller..
„Wie das heute und in Zukunft aussehen wird, davon hat die Staatsregierung keinen blassen Schimmer“, so Müller weiter. Auch auf die Frage nach einer fachlich fundierte Prognose zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in einzelnen Landkreisen und Gemeinden für 2020 musste die Staatsregierung zugeben, „dass dies aufgrund von unzureichenden Datensätzen nicht möglich sei“.
„Auch zu den Fragen über Eigenverbrauch und Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien liegen dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie keine Daten vor“, so eine weitere Antworthülse aus dem Ministerium.
„Wie will die Staatsregierung eine Energiewende mit den Bürgern und möglichst dezentral – denn nur so bleibt die Wertschöpfung in der Region – hinbekommen, wenn ihr dazu bereits in der Planung das nötige Handwerkszeug fehlt“, fragt sich Müller zu Recht. Es habe den Eindruck, dass diese Zahlen auch keinen im Energieministerium interessieren, befürchtet Müller weiter. So sei es aber auch verständlich, dass die Diskussionen um Reservekraftwerke und Stromtrassen die Meinungsbildung beherrschten. „Die Großunternehmen werden die Energiewende unter sich ausmachen. Die Dummen sind die Bürger, denn ihnen werden die Kosten für die Investitionen und die Versorgungssicherheit aufgebürdet“, so Ruth Müller. Über die EEG-Umlage müssten vor allem private Verbraucher die zusätzlichen Kosten für Stromtrassen, Erdkabel und Reservekraftwerke bezahlen.