Die häßliche Rückseite des Bernlocher von der Wittstraße aus. Hier war ehemals der Anbau einer Stadthalle geplant. Er scheiterte an der Geldnot der Stadt. Das Privat-Gebäude links steht heute nicht im Kaufvertrag.
Die 44 Stadträte, angeblich nicht einmal die Fraktionschefs oder die beiden Bürgermeister, waren in die Verhandlungen über den Ankauf des 4.000 Quadratmeter großen Bernlochner-Grundstücks nicht eingebunden. Der 1799 geborene Baumeister Johann Baptist Bernlochner ist mit diesem Projekt aus den Jahren 1839/40 - als Landshut gerade mal 9.300 Einwohner zählte - nicht glücklich geworden. Er ist 1869 völlig überschuldet gestorben. Heute, Freitag, stehen die 44 Stadträte vor einer richtungsweisenden Kauf-Entscheidung.
Soll die Stadt für den Kauf des Grundstücks, mit einer weitestgehend leerstehenden und insgesamt dringend sanierungsbedürftigen Immobilie darauf, 7,5 Millionen Euro nach einem über viele Jahre "schwebend unwirksamen Vertrag zu Ungunsten der Stadt" aufbringen?
Die Landshuter Mitte drängt zum Ankauf. Die Mini-Fraktion der Jungen Liste/Bürger für Landshut verlangt vor der Entscheidung eine Prioritätenliste über sanierungsbedürftige Objekte der Stadt. Die Stadträte der Grünen wollen einen Standort-Vergleich beim Theaterneubau mit der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA). Ein Konzeptvorschlag für einen Theaterbau mit 466 Plätzen dort von einem namhaften Landshuter Architekten (Karl Sperk) fand vor wenigen Monaten breite Zustimmung, auch von der Landshuter Mitte.
Die SPD-Stadträte setzen beim Theaterneubau voll auf den Standort Bernlochner. Alternativen sollen gar nicht mehr geprüft werden.
Ein kulturell besonders interessierter grüner Stadtrat schlägt vor, den Bernlochner zum Teil abzureißen und an gleicher Stelle ein Stadttheater neu zu bauen. Ds ergäbe architektonisch eine besonders interessante Akzentuierung: Der denkmalgeschütze Bernlochner in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem futuristisch modernen Theaterneubau.
Man darf sich heute, Freitag, ab 15 Uhr auf eine spannende und leidenschaftliche öffentliche Debatte einstellen. Am Ende könnte ein Teil der Stadträte noch auf Zeit spielen und eine zweite Lesung beantragen. Die Verhandlungen haben ja auch länger als erwartet gedauert, da dürfen sich die Stadträte, die erst am Montag Einsicht in das Vertragswerk bekamen, auch noch eingie Wochen Bedenkzeit erbitten. Der Ankaufpreis von 7,5 Millionen Euro ist ja kein Pappenstiel für eine immer noch hochverschuldete Stadt, die bei vielen städtischen Einrichtungen dringlichsten Sanierungsbedarf hat. Für den amtierenden Oberbürgermeister ist das die wohl die wichtigste Entscheidung in seiner restlichen (15 Monate) Amtszeit. /hs