Die Fakultät für Maschinenbau und Umwelttechnik der Hochschule Amberg-Weiden (Foto iStandort Amberg)
Landshut (20.10.2016) Die Stadt Landshut hat im März 2014 die Hochschule Amberg-Weiden (3.500 Studierende) mit der Erstellung eines Energienutzungsplans beauftragt. Die wichtigsten Ergebnisse des nun fertiggestellten 200 Seiten starken Berichts mit einem umfangreichen Zahlen- und Formelwerk stellte Prof. Dr. Markus Brautsch von der „Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden“ beim jüngsten „EnergieForum“ der Stadt Landshut im Rathaus vor.
Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft ermittelte die Hochschule Landshut die benötigte Datenbasis. Die weitere Verarbeitung der Daten und die daraus entwickelten Handlungsempfehlungen wurden von der Hochschule Amberg-Weiden erstellt. Der Energienutzungsplan soll als Planungswerkzeug helfen, die Energiewende in der Stadt Landshut umfassend zu bewerten und umzusetzen und wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie mit einem Höchstsatz von 70 Prozent gefördert. Im „EnergieForum“, in dem alle Stadtratsfraktionen, die Verwaltung sowie Fachleute vertreten sind, wird die Umsetzung der Energiewende fachlich gesteuert und begleitet. Geleitet wird das„EnergieForum“, das von Oberbürgermeister Hans Rampf ins Leben gerufen wurde, von Rampf als Vorsitzenden und von Fritz van Bracht, dem Leiter des Amts für öffentliche Ordnung und Umwelt.
Bereits durch die Datenbasis ergeben sich wichtige Hinweise für die Akteure der örtlichen Energiewende: Wie Brautsch ausführte, besteht für die Stadt Landshut ein elektrischer Energiebedarf von rund 511 Gigawattstunden pro Jahr. Der Bedarf wird zu 21 Prozent durch private Haushalte, zu 3 Prozent durch kommunale Liegenschaften und zu 76 Prozent durch Industrie, Handel und Dienstleistung verursacht.
Ähnlich sieht es beim Wärmebedarf und entsprechend in der CO2-Bilanz aus. Durch den hohen Anteil an Industrie, Gewerbe und Dienstleistung fällt auch die Landshuter Bilanz von 10,9 Tonnen CO2 je Einwohner und Jahr relativ hoch aus. Auf das Jahr 2012 bezogen, nehmen die regenerativen Energien einen Anteil von 12 Prozent ein. Bis zum Ziel einer 100-prozentigen Versorgung mit regenerativen Energien ist es noch ein weiter Weg.
Der Energienutzungsplan zeigt Handlungsoptionen auf: Für das gesamte Stadtgebiet wurde eine Wärmebedarfskarte erstellt. Damit kann für jede Straße der Wärmebedarf ermittelt und damit die Sinnhaftigkeit einer Wärmeleitung beurteilt werden. Daraus hat die Hochschule Amberg-Weiden konkrete Maßnahmenvorschläge erarbeitet. Die Vorschläge reichen von der Erweiterung des bestehenden Fernwärmenetzes bis hin zu kleineren Netzen, in denen die Abwärme von gewerblichen Betrieben für Heizzwecke genutzt werden kann. Beispielsweise wurde eine Heizzentrale für die Grund- und Hauptschule St. Wolfgang untersucht und parallel eine Abwärmenutzung der Firma Brandt wirtschaftlich betrachtet. Als konkrete Einzelmaßnahmen wurde unter anderem ein Erdgas-Blockheizkraftwerk (BHKW) für das Kinderkrankenhaus St. Marien vorgestellt; durch die Eigenstromerzeugung würde sich nach Überzeugung der Fachleute ein solches BHKW dort rechnen.
Nun liegt es an der Verwaltung, die zahlreichen Daten und Maßnahmenvorschläge aus dem Energienutzungsplan zu sichten, zu bewerten und schließlich im Detail dem „EnergieForum“ vorzustellen. Außerdem werden dann auch alle Vorschläge aus der Bürgerschaft behandelt, die im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung eingebracht wurden.