Sehr geehrte Frau Bundesministerin Hendricks,
Überraschung – Entsetzen – Enttäuschung - das sind die Gefühle, die die neuen „Bauernregeln“ des BMUB bei uns Landjugendlichen auslösten, als wir sie sahen. Vielen tausend Landwirten und ihren Familien haben Sie eine schallende Ohrfeige verpasst. Ob gewollt oder nicht. Jeder dieser Reime fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht.
Sie und Ihr Ministerium beteuern in der entstandenen Diskussion immer wieder, dass dies nicht beabsichtigt sei, dass Sie nicht alle Landwirte diffamieren wollen, dass Sie nur zur Diskussion anregen möchten. Und das möchten wir wirklich gerne glauben. Aber wir können es nicht.
Jeder zieht sich den Schuh an, der ihm passt?
Warum regen sich all die Landwirte, die nachhaltig und verantwortungsbewusst ge- genüber Mensch, Tier und Umwelt arbeiten, über die Bauernregeln so auf? Sie betreffen sie ja nicht? Wir haben das Gefühl, dass wir keine Wahl haben, ob uns der Schuh passt und ob wir ihn anziehen wollen. Denn auch wenn wir das nicht wollen – das Gefühl, dass wir den Schuh schon längst am Fuß haben, bleibt.
Vor der Wahl der Politiker das Blaue vom Himmel verspricht, nach der Wahl er jedes dieser Versprechen wieder bricht!
Vielleicht kommt es bei der Wertung „lustiger“ Reime darauf an, ob man davon be- troffen ist oder es als Außenstehender liest. Wir haben eine gute Meinung von Politikern und Respekt vor ihrer Arbeit und wären nie auf die Idee gekommen, diesen Satz ohne weitere Erklärung auf Plakate zu drucken. Dennoch gibt es auch in der Politik schwarze Schafe – wie in der Landwirtschaft auch. Das will niemand bestreiten. Aber alle über einen Kamm scheren? Alle Landwirte, die sich an die zahlreichen und strengen gültigen Regelungen halten mit diesen einfachen Reimen angreifen?
All die Landwirte, die im Rahmen von Umweltprogrammen Ihres Ministeriums und der EU aktiven Umweltschutz betreiben so vor den Kopf stoßen?
Auch wenn Sie sagen, dass es kein Angriff werden sollte – dies ist eine offene Attacke auf die Integrität eines ganzen Berufsstandes. Jeder, der Ahnung von Landwirtschaft hat, weiß, dass die allermeisten Betriebe vorbildlich geführt sind. Leider wird von den Medien seit Jahren oft ein anderes Bild geprägt. Wer keinen persönlichen Bezug zum Landwirt nebenan oder sich nicht mit der Thematik beschäftigt, kennt oft nur die negativen Schlagzeilen und Skandale.
In 70 Städten deutschlandweit von einem Bundesministerium ausgehende Plakate mit diesen Botschaften richten immensen Schaden am Vertrauen in unsere heimische Landwirtschaft an. Auch wenn die Kampagne mehr als nur diese Bauernregeln beinhaltet, werden wohl überwiegend diese in den Köpfen hängen bleiben und die weiteren Inhalte kaum gelesen.
Schade ist, dass mit den Landwirten so umgegangen wird. Bei kaum einer anderen Branche ist eine solche Kampagne vorstellbar. Oder wird das Budnsminsiterium als nächstes folgende Reime auf Plakate drucken?
Die neue Abgasnorm dem Autobauer keinen Kummer macht, dank neuer Schummelsoftware er nur darüber lacht!
Wohl kaum. Die Autoindustrie ist ein hochgeschätzter und wichtiger Wirtschaftszweig. Das sehen auch wir so. Aber ist die Landwirtschaft das nicht auch? Haben
wir es verdient, dass so über uns gesprochen und geschrieben wird? Wir finden nicht!
Mit großem ehrenamtlichem Aufwand setzt sich die Landjugend für ein realistisches Bild der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes in der Öffentlichkeit ein. All die engagierten Jugendlichen vom Land sind von der Kampagne geschockt. Wir sind junge und moderne Menschen mit Idealen und Ideen - wie die Jugendlichen in der Stadt auch. Wir sind weder dumm und wirtschaften nach Bauernregeln, noch rück- sichtlos, dass wir uns nicht um eine lebenswerte Umwelt sorgen würden! Dass die Kampagne uns so dastehen lässt, enttäuscht und kränkt uns. Sie tritt auch unser wertvolles ehrenamtliches Engagement mit Füßen.
Warum wir so emotional reagieren? Weil die Landwirtschaft, unsere Tiere und unsere Pflanzen unser Lebensinhalt sind, für welchen wir uns bewusst entschieden haben. Weil wir und unsere Familien seit Generationen all unser Herzblut in eine verantwortungsvolle und nachhaltige Landwirtschaft stecken – jede Stunde an je- dem Tag im Jahr.
Wir würden nach wie vor gerne mit Ihnen sachlich über Landwirtschaft und Umweltschutz sprechen. Wir glauben noch immer, dass wir ähnliche Ziele haben und diese gemeinsam erreichen können. Gerne sind wir bereit Sie für ein sachliches und sinn- volles Gespräch in Berlin zu besuchen oder uns mit Ihnen zu einem Austausch auf einem landwirtschaftlichen Betrieb zu treffen. Kein Interesse haben wir an einem Schlagabtausch in der Öffentlichkeit auf großen Plakattafeln, auf welchen wir uns gegenseitig schlecht machen.
Hängen Sie diese Plakate nicht auf, brechen Sie die Kampagne ab! Reden Sie mit uns statt über uns!
Wir sind jederzeit gerne zu einem Gespräch bereit. Sie auch?
Viele Grüße aus Bayern
Der Landesvorstand der Bayerischen Jungbauernschaft e.V.
In Vertretung seiner 18.000 Mitglieder
Über uns: Die Bayerische Jungbauernschaft e.V. (BJB.) ist Mitglied im Bayerischen Jugendring und im Bund der Deutschen Landjugend. Sie vertritt rund 18.000 Mitglieder und setzt sich als aktiver Jugendverband für Lebens- und Bleibeperspektiven junger Menschen in den ländlichen Räumen Bayerns ein. Mit unserer ehrenamtlichen außerschulischen Jugendarbeit tragen wir einen wichtigen Teil dazu bei.
Weitere Informationen rund um die BJB erhalten Sie auf unserer Homepage www.landjugend.bayern
Ansprechpartner:
Andreas Ganal, Landesgeschäftsführer, Augsburger Str. 43, 82110 Germering
Tel: 089-894414-20, Fax: 089-894414-10, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!