Egolding (16.11.2017) Die Chancen und Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung im ländlichen Bereich wurden den beiden niederbayerischen SPD-Landtagsabgeordneten Bernhard Roos und Ruth Müller, sowie Christine Erbinger aus dem SPD-Kreisvorstand Landshut, bei einem Besuch der SPIE SAG GmbH in Ergolding kompetent erläutert.
Als technischer Regionalleiter Süd-Ost gab Markus Kopp den Politikern, gemeinsam Herrn Christian Gabor, dem Projektleiter im SB-Kommunikationsnetze versiert Auskunft.
Seitdem der SPIE-Konzern die SAG Gruppe Anfang des Jahres übernommen hatte, liegt das Unternehmen innerhalb seiner Branche auf Platz drei im europäischen Vergleich. Als ständig wachsendes Unternehmen weiß man am Standort Ergolding welche Vorteile, aber auch Herausforderungen und Veränderungen die zunehmende Digitalisierung, sowohl innerhalb der Firma als auch im Ausbau des Glasfasernetzes, mit sich bringt. Gerade bei letzterem habe die Regierung zu spät reagiert, ist Bernhard Roos überzeugt: „Es war die falsche Entscheidung, den Glasfaserausbau der Wirtschaft zu überlassen, denn die investiert hauptsächlich in den Ballungsräumen“. Der ländliche Raum mit seinem Potential werde dabei übergangen, wobei das Netz hier immer noch zu 70 Prozent kupferbasiert sei, fügt Markus Kopp hinzu. Die SPIE SAG ist im Auftrag verschiedener Netzbetreiber dabei, das Glasfasernetz bis zu den einzelnen Verteilerknoten zu verlegen, das letztendliche Ziel jedoch müsse es sein, auch die einzelnen Haushalte mit Glasfaser zu versorgen, um zukünftigen Technologien gerecht werden zu können.
Von den Mitarbeitern werde im Bereich Digitalisierung des Arbeitsplatzes aktive Mitarbeit und Gestaltungsbereitschaft gefordert, so Markus Kopp. Durch steigende Kundenerwartungen und die ständige Erweiterung des Leistungsspektrums soll die Digitalisierung Arbeitsabläufe unterstützen und beschleunigen. Dass das jedoch nicht über Nacht durchführbar ist, zeigt das Beispiel der elektronischen Arbeitszeiterfassung. Für Firmen mit einheitlichen Arbeitszeiten sei die Umstellung weniger problematisch, unterschiedliche Arbeitszeit- und Tarifmodelle würden diese jedoch stark verkomplizieren. Auf der Baustelle sind die Mitarbeiter heute bereits zum Großteil mit Tablets ausgestattet, einen gänzlich papierlosen Arbeitsablauf konnte man jedoch bisher noch nicht realisieren – mitunter weil auch die Angestellten eine gewisse Umgewöhnungs- und Einarbeitungsphase benötigten, erläutert der technische Regionalleiter weiter. Doch auch bei den Kommunikationsschnittstellen zu den verschiedenen Kunden gehe noch viel Zeit für den Informationstransfer verloren, da die unterschiedlichen Plattformen untereinander oft nicht kompatibel seien.
Die SPIE SAG unternimmt viel, um ihre Mitarbeiter und deren Arbeitsabläufe auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen und zu halten. „Durch die Digitalisierung benötigen wir nicht weniger Mitarbeiter, sondern mehr“ kommentiert Markus Kopp. So wurden für den Bereich Planung von Glasfasernetzen 40 neue Mitarbeiter eingestellt und geschult – alles Quereinsteiger mit und ohne technischen Hintergrund. Das Unternehmen wirkt so dem Fachkräftemangel entgegen – mit Erfolg. 75 Prozent aller neu eingestellten Mitarbeiter kommen aus fachfremden Branchen, auch einige Asylbewerber wurden bereits erfolgreich in die Unternehmenskultur mit ihren flachen Hierarchien integriert. „Man muss den Leuten eine Chance geben“, so Markus Kopp für den Motivation und Einstellung mehr zählen als ein polierter Lebenslauf.
Lebenslanges Lernen sei auf dem Weg in das digitale Zeitalter unabdingbar, neben internen Schulungen habe jedoch auch der Mitarbeiter eine gewisse Pflicht zur eigenverantwortlichen Weiterbildung. „Unsere schulischen Ausbildungs- und Studiengänge kommen mit der rasanten Entwicklung der informationstechnischen Branche nicht mehr mit“, fasst Bernhard Roos die aktuelle Lage zusammen. „Die Anforderungen werden immer höher, die Veränderungen immer schneller. Da sind bei der beruflichen Qualifikation zunehmend auch die Unternehmen selbst gefragt“, stimmt die Landshuter Landtagsabgeordnete Ruth Müller zu. Gemeinsam mit ihrem Kollegen möchte sie daher auch bei der Staatsregierung in Erfahrung bringen, welche Neuerungen für die Ausbildung in Berufen zu erneuerbaren Energien geplant sind.