Eine wichtige Wirtschaftsnachricht dieser Tage wird beim Staatsbesuch des tschechischen Regierungschefs Petr Necas nicht offiziell thematisiert. Es handelt sich um die Entscheidung über den Ausbau des Pannenkraftwerks Temelin, bei dem zwei weitere Blöcke zur Inbetriebnahme 2023 und 2025 geplant waren. Diese Entscheidung könnte die nächsten zwei Jahre auf Eis liegen. „Nachdem Politik und Wirtschaft vergeblich und teilweise unsauber alles versucht haben, das Atomstromprojekt entgegen aller Erkenntnisse und Gefahren umzusetzen, scheint der Ausbau nun ausgerechnet an der Wirtschaftlichkeit zu scheitern", so Rosi Steinberger, Vorsitzende der Grünen in Niederbayern.
Dabei haben die Investoren um den Energiemonopolisten CEZ kürzlich sogar eine Einspeisevergütung für den Atomstrom in Verbindung mit Staatsgarantien gefordert – eine Absage an jegliche erneuerbar ausgerichtete Energiepolitik. Es zeigt sich nun mehr und mehr, dass sich das Atomkraftwerk in Temelin, gleich hinter der bayrisch-tchechischen Staatsgrenze, nie abbezahlen wird.
Dabei ist die Rechnung ganz einfach: Ein Kernkraftwerk ist auf eine Betriebsdauer von etwa 40 Jahren ausgelegt. Es zahlt sich erst dann ab, wenn es als Grundlastkraftwerk fast durchgehend in Volllast läuft. Damit ist für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendig, dass das Atomkraftwerk noch bis in das Jahr 2065, also noch über 50 Jahre, den Großteil seines produzierten Stroms absetzen kann und dass auch so lange hohe Börsenpreise vorherrschen.
Allerdings hat sich bereits in den letzten wenigen Jahren in Deutschland gezeigt, zu welchen Leistungen die Erneuerbaren Energien in der Lage sind. Insbesondere die in Deutschland installierten Photovoltaik- und Windkraftanlagen haben dazu geführt, dass der Börsenstrompreis bereits um über 20% gefallen ist und für die kommenden Jahre schon jetzt weitere Kostenreduzierungen gehandelt werden. Es scheint sich mittlerweile auch unter den härtesten Kämpfern für Atomstrom die Erkenntnis durchzusetzen, dass ein Kraftwerk, das eben nicht mehr als Gelddruckmaschine jede produzierte kWh zu hohen Börsenpreisen absetzen kann, ein Milliardengrab werden würde.
Wenn wir europaweit bereits ab ca. 2030 den Großteil der Energie erneuerbar produzieren, ist ein kaum regelbares Kraftwerk, das dann noch über 30 Jahre als Grundlastkraftwerk laufen soll, sicherlich die falsche Anlage. „Selbst wenn das kurzsichtige Politiker dennoch gerne umsetzen würden, findet sich dafür keiner, der auch das Geld dafür zur Verfügung stellt und damit das Risiko trägt", so die Meinung der Grünen. /eb