Landshut - hs (07.06.2019) Bei der letzten OB-Wahl am 9. Oktober 2016 konnte die SPD-Kandidatin Patricia Steinberger 17 Prozent der Wählerstimmen erzielen. Ein Ergebnis, das bei der Stadtratswahl für acht Sitze reichen würde. Die SPD hat derzeit nur mehr fünf Stadträte. Die letzten beiden Wahlen - Landtagswahl am 14.10.2018 und Europawahl am 26. Mai 2019 - ist die SPD auch in Landshut empfindlich in der Wählergunst abgerutscht.
Der größte SPD-Erfolg der letzten Jahre war der erfolgreiche Bürgerentscheid (66 %) für die Gründung einer Städtischen Wohnbaugesellschaft. Die CSU hat da noch kräftig, ebenso die FDP - vergeblich - dagegen die Werbetrommel gerührt.
Patricia Steinberger (47), Tochter von Stadtrat Gerd Steinberger, hat im letzten Jahr den Parteivorsitz von Anja König übernommen, die jetzt nur noch Vorsitzende der fünfköpfigen SPD-Stadtratsfraktion ist. Am 12. Juli wird also die SPD-OB-Kandidatin im Rahmen einer Kreisversammlung im "Zollhaus" offiziell nominiert.
Eine Mitbewerberin oder ein Mitbewerber sind nicht in Sicht. Der neue OB-Wahlkampf wird vor allem deshalb deutlich schwieriger, weil es mit Alexander Putz einen Titelverteidiger gibt und weil insgesamt sieben bis neun OB-Kandidaten zu erwarten sind. Darunter tritt mit Sigi Hagl (52) eine zweite Frau als OB-Kandidatin von den Grünen an, die in den Umfragen aktuell bei deutlich über 20 Prozent liegen. Die CSU ist bereits seit zwei Monaten mit dem erst 32-jährigen Dr. Thomas Haslinger in allen Stadtteilen auf Werbetour.
Erstmals präsentiert auch die ÖDP bei einer OB-Wahl mit Dr. Stefan Müller-Kroehling (49) einen ehrgeizigen OB-Kandidaten. Weitere OB-Kandidaten sind angekündigt: von der Landshuter Mitte, den Freien Wählern und womöglich auch von den LINKEN und der mut-Partei.
Die Landshuter SPD hat seit vielen Jahren keine überregionalen Mandatsträger mehr. Letzter Bundestagsabgeordneter war Horst Kubatschka (1990 bis 2005), letzter Landtagsabgeordneter Dietmar Franzke (1978 - 2003), letzte Bezirksrätin Hedwig Pable (1991 bis 2009), die 1992 erste OB-Kandidatin üerhaupt in Landshut war und gegen Deimer beachtliche 18,37 % erzielte. Sechs Jahre später schaffte Gerd Steinberger gegen Deimer erstaunliche 26,43 %. Der Grüne OB-Kandidat Dr. Thomas Keyßner kam 1998 vergleichsweise nur auf 15,33 %. Sechs Jahre später, 2004, schaffte Keyßner 25,14 % und Gerd Steibnerger nur mehr 9,13 %. Der CSU-Kandidat Ludwig Zellner musste mit 14,84 % zufrieden sein. Hans Rampf trat als CSU-Miglied (zuletzt Fraktionschef der CSU-Stadträte) auf der Liste "Bürger für Landshut" an und kam auf Anhieb auf 50,89 %. Er selbst hatte damals mit einer Stichwahl gerechnet.
Es wird also sehr schwer für OB-Kandidatin Patricia Steinberger ihr Wahlergebnis von 2016 (17 %) zu halten oder sogar noch auszubauen. Man darf daher auf ihre programmatische Bewerbungsrede am Freitag, 12. Juli, 18 Uhr, im "Zollhaus" gespannt sein.
Am 23. Juni lädt die SPD in das Clubzimmer des Bernlochner zur Mitgliederversammlung mit Ehrungen ein. Die 44 SPD-Stadtratskandidatinnen und -Kandidaten werden am 8. November im Hotel Michel nominiert. Danach bleiben nur noch vier Monate Wahlkampfzeit bis zur Stadtrats- und OB-Wahl am 15. März 2020.
Die einzelnen Wahlergebnisse für die 44 Stadträte sind nicht zuletzt deshalb von besonderer Bedeutung, weil gleich in der ersten Sitzung Anfang Mai 2020 auch der 2. und 3. Bürgermeister bzw. eine Bürgermeisterin neu gewählt werden. Der jetzige 2. Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner war z.B. bei der letzten Stadtratswahl 2014 der absolute Stimmenkönig. Eine 2. oder 3. Bürgermeisterin gab es noch nie. 2014 und 2008 ist jeweils die CSU-Kandidatin (Gaby Sultanow 2014 bzw. Dr. Moratscheck 2008) gescheitert.