Landshut - pm (15.08.2020) Stadträtin Elke März Granda und Stadtrat Dr. Stefan Müller-Kroehling (beide ÖDP) wollen Retentionsflächen in den neu ausgewiesenen "Naturwaldgebieten" schaffen, um bei Hochwasser mehr Ausweichmöglichkeiten für die Wassermengen vorzuhalten.
Das ÖDP-Duo sieht in diesem neuen Ansatz eine Win-Win-Situation, denn gleichzeitig könne durch die Hochwässer eine gewünschte Revitalisierung der Auwälder erfolgen, die dadurch hydrologisch und waldökologisch sehr profitieren würden.
Der Antrag von März-Granda und Dr. Müller-Kroehling lautet:
Der Stadtrat möge beschließen: Die Stadtverwaltung prüft in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Landshut und weiteren zuständigen Stellen alle sinnvollen Möglichkeiten, den Hochwasserschutz für das Stadtgebiet weiter zu verbessern. Ziel ist, alle Formen von grundwasser- und
hochwasserbedingten Schäden infolge von Starkniederschlägen im Einzugsgebiet der Isar so gut wie möglich zu minimieren. Hierfür soll insbesondere die Reaktivierung von Retentionsräumen in den westlich von Landshut gelegenen Auwäldern geprüft werden. Speziell die von der Staatsregierung neu
ausgewiesenen „Naturwaldgebiete“ in den Isarauen westlich der Stadt bieten große Potentiale als konfliktarmer Retentionsraum und würden von einer Revitalisierung durch Hochwässer auch hydrologisch und waldökologisch sehr profitieren. Die Stadt soll daher eine Prüfung dieser Maßnahme durch die
zuständigen staatlichen Behörden veranlassen.
Begründung: Durch die Flutmulde ist Landshut zwar von regelmäßigen Isarhochwässern relativ gut geschützt, doch sorgen die durch den Klimawandel stark zunehmenden Starkregenereignisse immer häufiger dafür, dass die Flutmulde anspringt und es in den angrenzenden Stadtvierteln zu Grundwasserschäden und zur Notwendigkeit kommt, die Keller zu trocknen. Auch besteht weiterhin eine Gefahr von Überschwemmungen bei Katastrophenhochwässern, wie sie durch den Klimawandel häufiger auftreten und gravierender ausfallen können.
Es ist daher sinnvoll zu prüfen, wo verstärkt natürliche Retentionsräume für Hochwässer gefunden werden können, die zu einem stark verzögerten Abfluss, zur Kappung der Hochwasserspitzen und zur Vermeidung von Hochwassersituationen beitragen können. Gerade die „Naturwaldareale“ im Isarauwald westlich Landshuts wären hierfür prädestiniert. Konflikte im Zusammenhang mit der Einrichtung von „Flutpoldern“ durch konkurrierende Nutzungen oder durch Anrainer sind hier nicht in erheblichem Umfang zu erwarten.
Die durch den Isarausbau trocken gelegten Auwälder würden ferner von der Revitalisierung durch die Hochwässer sehr profitieren. Diese Maßnahme ist sogar eine regelrechte Voraussetzung für die beschlossene Einstellung von Pflege und Nutzung in einem solchen Auwaldareal, um sonst fast unvermeidbare negative Entwicklungen wie den Verlust konkurrenzschwacher oder überflutungsgeprägter Auwaldbäume (Lavendel- und Silberweide, Schwarz- und Silberpappel, Flatterulme) und ihrer artenreichen, gefährdeten Lebensgemeinschaften zu vermeiden, die oftmals von regelmäßigen Überflutungen als Standortsfaktor abhängen. Es entsteht durch die Reaktivierung von Retentionsräumen im Isarauwald daher eine Win-Win-Situation aus besserem Hochwasserschutz für Landshut und deutlich verbesserter Situation der als Schutzgebiete ausgewiesenen Auwälder, bei vermutlich überschaubaren Betroffenheiten und geringen Kosten, da Deiche bereits vorhanden sind. Die bisher vorhandene Ausleitung aus der Isar in den
Auwald ist hingegen von Art und Umfang her nicht geeignet, diese Funktionen zu erfüllen.