Die am 16. März neu gewählten Stadträte werden zumeist froh darüber sein, dass sie weder dem Aufsichtsrat für das hoch defizitäre Klinikum (2013 satte 9,2 Mio. Euro) angehören, noch dem Stadt-Landkreis-Ausschuß Zweckverband Berufsschulen. Die Berufsschule I an der Lutipoldstraße, schräg gegenüber dem Rathaus II, ist das Sorgenkind, um nicht zu sagen das Ärgernis für den Vorsitzenden des Zweckverbands und das ist derzeit Oberbürgermeister Hans Rampf. Nach einer neuen Kostenprognose erfordern die Neubauten und Sanierungsmaßnahmen allein für die Berufsschule I mittlerweile 88,8 Millionen Euro. Ein Ende der Spirale nach oben ist nicht in Sicht.
Die Kosten tragen zu gleichen Teilen Stadt (66.550 E.) und Landkreis (149.500 E.), obwohl aus den 35 Landkreisgemeinden natürlich weitaus mehr Berufsschüler kommen. Ursprünglich waren für die Berufsschule I "nur" 78 Mio. Euro veranschlagt.
Die neuen Mitglieder des Ausschusses, zu gleichen Teilen Stadt- und Kreisräte, sind anscheinend nicht mehr so gnädig und großzügig beim Abnicken von Mehrkosten. Bei der ersten Sitzung soll es letzte Woche ordentlich gekracht haben. Da wurde an viele Versprechungen erinnert, Termine wurden reklamiert, die Bauaufsicht bzw. Projektleitung scharf kritisiert. Hans Rampf ist um diesen Vorsitz (Schleudersitz) nicht zu beneiden. Er wechselt alle zwei Jahre. Dann ist der neue Landrat, seit dem 1. Mai Peter Dreier, wieder dran. Von unsäglichem Pfusch ist mittlerweile die Rede. In die Schußlinie gerät auch der neu bestellte Projektplaner. das Ingenieurbüro Sehlhoff (Projektsteuerung: Michael Goronczy).
Hier eine Planskizze der Neubauten der Berufsschule I bzw. BOS (ganz rechts)
Immer wieder wird auf andere Großprojekte verwiesen, die absolut problemlos durchgezogen wurden, so das neue Gymnasium in Ergolding (32 Mio. Euro). Dort wurden die Kosten von Anfang an eisern gedeckelt. In Dingolfing wurde im Herbst eine neue Berufsschue eingeweiht, die für 39 Mio. Euro veranschlagt war, Mit 38 Mio. Euro wurde sie abgerechnet. In Deggendorf wird ein neues Gymnasium für 750 Schüler gebaut, das nur 22 Mio. Euro kosten soll. Bei Schulbauprojekten, gerade auch den Kosten, erlebt man immer wieder große Überraschungen.
Inzwischen sickert durch, dass schon ab dem Schuljahr 2020 die Zahl der Berufsschüler um bis zu 20 Prozent - derzeit 4.800 - sinken werde. Mit der Wahl von Erwin Schneck zum neuen 3. Bürgermeister wurde ein Experte in Sachen Berufsschulen gewählt. Schneck ist Berufschuldirektor.
Und zu allem Ungemach hat sich jetzt auch noch der Berufsschulverband Pssau mit einer verbalen Attacke zu Wort gemeldet. Er fordert, dass die Regierung von Niederbayern die Schulsprengel für Berufsschüler zu Gunsten von Passau abändert. Die bekannt kampfstarken Abgeordneten aus dem Raum Passau, darunter ein Staatsminister (Brunner), ein Staatssekretär (Sibler) und der Generalsekretär der CSU (Scheuer) wurden bereits alarmiert. Jetzt hofft der Zweckverbandsvorsitzende Hans Rampf im Verbund mit seinem neuen Vize Peter Dreier auf eine aktive Reaktion der fünf Landtagabgeordneten aus dem Landshuter Raum. Das sind Helmut Radlmeier (CSU), Ruth Müller (SPD), Rosi Steinberger (Die Grünen) sowie Jutta Widmann und Hubert Aiwanger (beide Freie Wähler). Eigentlich müßte sich auch Ex-Finanzminister und Ex-Parteichef Erwin Huber aus Reisbach vom Stimmkreis Dingolfing-Vilsbiburg für Landshut stark machen. Er wäre wohl auch der geeignete Moderator in diesem Interessenkonflikt. Auch die Bezirksräte Martina Hammerl (CSU), Johann Weinzierl (Freie Wähler) und Markus Scheuermann (Die Grünen) sind gefordert. /hs