"In einer rasant wachsenden Stadt wie Landshut muss der ÖPNV, der Stadtbus- verkehr, mangelnden Straßen-Verkehrs- raum ausgleichen!" Das ist die Leitlinie der Landshuter Linken mit dem neuen Kreisvorsitzenden Reiner Zisler an der Spitze. Vorbildstadt (Foto) ist den Linken die belgische Stadt Hasselt, wo ein beherzter Bürgermeister (zuvor Wirt) vor Jahren das absolute Bus-Nulltarif-Syytem eingeführt hat.
Es wurde zum Erfolgsmodell. Mit großem Erstaunen und mit Unverständnis hat der Vorstand der Linken die Debatte und Abstimmung im Stadtratsplenum (14.12.) zur Weiterentwicklung des ÖPNV zur Kenntnis genommen. In einer Stadt mit rasantem Bevölkerungswachstum weiter auf individuellen Autoverkehr zu setzen, sei heute überholt und kurzsichtig. Schon jetzt habe Landshut eine sehr große Verkehrsdichte. Wachsende Einwohnerzahlen - heuer allein ein Zuwachs von über 1000 Neubürgern - werden dieses Problem weiter verschärfen. "Neue Straßenprojekte sind in der Stadt nicht möglich", so Reiner Zisler.
Eine vernünftige und verantwortungsvolle Verkehrspolitik kann daher nur auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, auf den Ausbau der Stadtbuslinien setzen. Die Verweige- rungshaltung der Stadträte von CSU, FDP und großen Teilen der SPD sei diesbezüglich "nicht nachvollziehbar".
Der aktuellen Verkehrspolitik der Stadt wird daher von den Linken eine klare Absage erteilt: Es fehlt ein Programm zur Attraktivitätssteigerung der Stadtbusse. Es findet kein beschleunigter Ausbau von Fahrradwegen statt. Es gibt in absehbarer Zeit kein neues Pendlerparkhaus am Bahnhof. Es fehlt an Aktivitäten für eine barrierefreie Stadt. "Mit dieser rückwärtsgewandten Politik verspielen wir die Chance, die Stadt für die Zukunft fit zu machen", so der neue Kreissprecher der Linken, Reiner Zisler.
Die Linken in Landshut fordern aus ökologischen und sozialen Gründen einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Um unsere Stadt lebenswerter zu machen, müsse dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) grundsätzlich Vorrang vor dem Individualverkehr eingeräumt werden. Wenn künftig möglichst viele Autofahrer auf Stadtbusse umsteigen sollen, müsse das ÖPNV-Angebot jedoch "deutlich besser, attraktiver und billiger" werden.
Die Stadt Hasselt hat's vorgemacht
Reiner Zisler verweist auf das Erfolgsmodell der vergleichbar großen belgischen Stadt Hasselt (ca.69.000 Einwohner). Dort haben die Stadtverantwortlichen den Statbusverkehr vor Jahren schon deutlich ausgebaut und auf Nulltarif umgestellt. Die Zahl der Bus-Nutzer ist sprunghaft gestiegen. Die Geschäftsleute freuen sich über weitaus mehr Besucher aus dem Umland. Und die Stadt baut seit Jahren keine neuen Straßen mehr. Im Gegenteil, es werden sogar bestehende Straßenzüge zurückgebaut. Angeblich hat auch die französische Partnerstadt Compiegne (44.000 Einwohn.) einen kostenfreien Stadtbusverkehr.
Ds Bild oben zeigt einen Pendelbus in Hasselt - natürlich wie alle Busse zum Nulltarif, der die Stadtmitte mit dem Bahnhof verbindet.
Anmerkung der Redkation: Im Internet fanden wir folgende Kurz-Info zu Hasselt:
Hasselt, Provinzhauptstadt von Limburg (Dreiländereck Belgien, Holland, Deutschland) war das fünftstärkste Dienstleistungs- und Handelszentrum in Belgien, stand vor dem finanziellen Ruin und konnte deshalb keinen zur Verkehrsentlastung benötigten dritten Umfahrungsring finanzieren. - Der Restaurantbesitzer Steve Stevaert ließ sich aus Ärger über die Verkehrszunahme in seiner Heimatstadt im Jahr 1995 als Kandidat für die Bürgermeisterwahl aufstellen (Ähnlichkeiten mit Landshut sind da rein zufälliger Natur) und gewann mit seinem innovativen Verkehrskonzept die Wahl.
Die Stadt hatte etwa 69.000 Einwohner. Das Bussystem wurde ausgebaut und ein 15-Minuten-Taktfahrplan eingeführt. Öffentlichkeitswirksamer Höhepunkt war, dass seit dem 1. Juli 1997 alle Busse von jedermann kostenlos zu benutzen sind. Zugleich wurde die Öffentlichkeit aufgeklärt, wie teuer jeder Kilometer mit dem eigenen Kraftfahrzeug ist.
800 Parkplätze im Stadtgebiet wurden abgeschafft. Parken kostete jetzt 1 Euro die erste Stunde, danach wurden 10 Euro für den halben Tag fällig. Die Parkeinnahmen investiert die Stadt direkt in den öffentlichen Verkehr.
Hasselt hatte beispielsweise vor 1997 nur 200 Hotelbetten, jezt sind es 1.500. Die Zahl der Arbeitsplätze ist enorm gestiegen. Viele attraktive Geschäfte haben sich neu etabliert. Die revolutionäre Stadt-Verkehrspolitik hat die Stadt europaweit bekannt gemacht. Ständig pilgern Delegationen aus anderen Städten nach Hasselt (unweit von Aachen gelegen), um das Modell der "legalen Bus-Dauer-Schwarzfahrer" zu studieren. /hs