Unbemerkt von Nachbarn wird in ganz Deutschland Getreide im Rahmen der sogenannten Ernährungsnotfallvorsorge gelagert. Die Vorsorge dient der Ernährungssicherheit im Krisenfall. Auch im Großraum Landshut befindet sich ein derartiges Lager, das MdB Florian Oßner besuchte, um sich zu informieren. „Ein unbekannter, aber kein unwichtiger Beitrag zur Ernährungssicherheit in unserem Land", so Oßner bei der Besichtigung des Lagers. Mit dabei waren auch die CSU-Kollegen MdB Bartholomäus Kalb (re., Deggendorf) und Alois Rainer (li., Straubing).
Sie erfuhren von Mitarbeitern der zuständigen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) aus erster Hand die Hintergründe der Notfallreserve. Die Einlagerung dient zur Absicherung der Versorgung der deutschen Bevölkerung im Katastrophenfall.
Bedrohung ist real
Bei Naturkatastrophen, technischen Störfällen oder terroristischen Anschlägen steht die Reserve zur Verfügung. Auch für den Verteidigungsfall ist die Bundesrepublik damit gerüstet. Seit dem Ende des Kalten Krieges schien diese Gefahr der Vergangenheit anzugehören – man sprach von der „Friedensdividende". Doch mit dem Aufflammen der Ukraine-Krise wurde deutlich, wie real die Bedrohung durch einen Krieg auf dem europäischen Kontinent wieder ist. „Die Kriegsbedrohung ist bis an unseren direkten Nachbarn Polen herangerückt", mahnte Klaus Müller, Mitarbeiter der BLE, an. Daher sei auch der Bedarf der Notfallreserve weiterhin gegeben.
Die Notfallreserve der Bundesrepublik ist in zwei Bereiche geteilt: In die sogenannte Bundesreserve, in deren Rahmen Getreide eingelagert wird und in die Zivile Notfallreserve (ZNR), die sackweise gelagerte Linsen, Reis, Erbsen und Kondensmilch in Dosen umfasst. Während bei der ZNR die Ware in Säcken gestapelt wird, liegt das Getreide bei der Bundesreserve in loser Schüttung in großen Hallen.
850 000 Tonnen Getreide lagern in ganz Deutschland verteilt im Rahmen der Bundesreserve Getreide. Diese Verteilung sei aus Sicherheitsgründen notwendig, damit bei Anschlägen auf die Lager die Versorgung aufrechterhalten werden könne, führte Müller aus. Die Getreidemenge eines einzelnen Lagers reiche dabei aus, um im Notfall 14 Mio. Brote herzustellen.
Mit Haftpflichtversicherung vergleichbar
Die Konzeption der Notfallreserve sei mit der der Haftpflichtversicherung vergleichbar. „Sie ist zwar vorhanden, doch jeder hofft, dass man sie nicht braucht", beschrieb Müller das System. Dabei seien die Kosten der Absicherungsmaßnahme äußerst gering. Umgerechnet kostet sie einen Bundesbürger lediglich 19 Cent im Jahr. Für wenig Geld bewahre man so eine große Sicherheit im Ernstfall, so Müller.
Die drei Bundestagsabgeordneten pflichteten den Mitarbeitern des Bundesamtes bei. Die Reserve sei eine sinnvolle Einrichtung, die es bundesweit zum Schutze der Bevölkerung unbedingt zu erhalten gelte. Gerade angesichts der aktuellen Krisen in und um Europa müsse die Sicherstellung der Ernährung oberste Priorität genießen, waren sich die Abgeordneten einig. „Vorsorge bedeutet Sicherheit", fasste Oßner als stellvertretendes Mitglied im Landwirtschaftsausschuss zusammen.
Im Bild oben: Überzeugten sich vor Ort von der Bedeutung der Notfallvorsorge (von links): Die CSU-Bundestagsabgeordneten Alois Rainer, Florian Oßner (Landwirtschaft) und Bartholomäus Kalb (Haushalt) in einer Getreidehalle der Ernährungsnotfallvorsorge.