Die Dult und Ihre Festwirte? In welche Richtung sich die Entscheidung dreht, wird am Freitag (29.01.) in der geheimen Plenarsitzung entschieden.
Vom „Krieg der Wirte“ wird geschrieben und gesprochen. Aber handelt es sich tatsächlich um einen "Krieg" der Wirte oder um einen "Krieg" der Politiker im Landshuter Rathaus? Die Antwort lautet „Ja“, denn sonst würde es das Dult-Sonderplenum am Freitag gar nicht geben. Alles nahm seinen Anfang in der Sitzung des Dultsenates Mitte Dezember, die nun alles noch viel komplizierter macht und man möchte meinen, es geht gar nicht mehr um das, was die Dultbesucher interessiert, um Maßen, Rollbraten, Schweinshaxen und Co.
Am Freitag steht den Landshuter Stadträten eine Marathonsitzung bevor. Es geht um etwas Elementares, es geht um höchste Bayerische Kultur, es geht darum, wer uns auf der Bartlmädult im großen Zelt Maßen und Schweinshaxen servieren darf. Es geht um Peter Vorholzer oder um die GbR „Helmut Krausler & Franz Widmann jun.“. Seitens der Verwaltung wäre alles klar gewesen: Peter Vorholzer sollte den Zuschlag bekommen! Aber die Räte des Dultsenates haben die Punkte neu gemischt, den Verwaltungsvorschlag zu Gunsten "H. Krausler & Widmann jun." ausgehebelt, was nun zum ultimativen Sonderplenum hinter verschlossenen Türen führt.
Dultsenat stülpt Verwaltungsarbeit um
Seit diesem Jahr müssen alle Bewerber für die Dulten, Schausteller, Fieranten und auch Festwirte eine Bewerbung abliefern, die dann von der Verwaltung geprüft und mit Punkten bewertet wird. Und nach dieser Matrix hätte Peter Vorholzer auch sein Zelt im Herbst auf der Grieserwiese aufschlagen dürfen. Wohlgemerkt: „Hätte“! Die Herren aus dem Ordnungsamt, speziell zuständig für das Marktwesen, hatten ihre Matrix sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen aufgestellt.
Doch über der Verwaltung steht die Politik, sprich der Dultsenat. Dort wurde zuerst in öffentlicher Sitzung um den heißen Brei herum geplänkelt, bevor es hinter verschlossenen Türen zur Sache ging. Wie wir wissen, handelt es sich bei dem Gespann „Krausler & Widmann jun.“ um den Koch & Gastronomen Helmut Krausler (Bernlochner) und Franz Widmann jun. (Weihnachtspyramide vor dem CCL), Sohn von Festwirt Franz Widmann sen. und MdL bzw. Stadträtin Jutta Widmann von den Freien Wählern. Und deren Parteifreund Robert Mader kämfpte im Dultsenat mitoffenem Visier gegen die Empfehlung der Verwaltung zu Gunsten von „Krausler & Widmann jun.".
Franz Widmann jun. (links) und Franz Widmann sen.
Robert Maders (FW) Engagement für „Krausler & Widmann jun.“
Natürlich konnte Mader das Ergebnis zu Gunsten „Krausler & Widmann jun.“ nicht alleine zementieren, aber seinem Nachbohren folgte die Mehrheit des Dultsenates. Während „Krausler & Widmann jun.“ anfangs 345 Zähler in der Punktematrix verbuchte, summierten sich ihre Pluspunkte zum Ende der Sitzung auf 383. Ein Zuwachs von entscheidenden 38 Punkten. Damit konnte das neue Gespann Peter Vorholzer (354 Punkte) um 29 Zähler schlagen. Ob hier alles politisch neutral zuging, bleibt dahingestellt.
Alles in allem mag dabei einiges fraglich sein. So gaben „Krausler & Widmann jun.“ in ihrer Bewerbung an, Backwaren von der Bäckerei Oehl zu beziehen. Doch diese Bäckerei hat allerdings 2015 ihren Betrieb eingestellt. Der Bezug der Waren und deren Qualität wird von der Verwaltung mit satten 22 Gesamtpunkten bewertet. Und dann geht es auch noch um den Wohnsitz und den Firmensitz. Für Ortsansässigkeit vergibt die Stadt 12 Punkte. Die GbR „Krausler & Widmann jun.“ besteht noch kein Jahr, also kein Grund dafür einen Punkt zu bekommen. In der Wohnsitzfrage weiß man, dass Krausler nicht in der Stadt Landshut gemeldet ist und bei Franz Widmann jun. ist angeblich offen, ob er nun tatsächlich im Landshtuer Mooswiesenweg im Haus seiner Eltern wohnt oder nicht doch überwiegend in Berndorf (Gemeinde Kumhausen). Die Wohn- und Firmensitzfrage müsste somit ganz klar zum Vorteil von Peter Vorholzer entschieden werden.
Peter Vorholzer bei der vergangen Bartlmädult: Einweisung des Personals
Die Preisfrage bei Essen und alkoholfreien Getränken
Dennoch, wer wo wohnt, hat klaren Einfluss auf die Bewertungsmatrix, aber dem Ottonormal-Dultbesucher dürfte das reichlich egal sein. Dem ist wichtiger, was bei wem wie viel kostet. Hier geht es um ganz klare in Zahlen geschriebene Fakten. Vorholzer bietet den Rollbraten für 8,90 Euro an, die Schweinshaxen ebenfalls für 8,90 Euro. „Krausler & Widmann jun“ berechnen dafür 10,90 bzw. 11.30 Euro, also zwei Euro, bzw. 2,40 Euro mehr. Ein klarer Vorteil für Peter Vorholzer und die Dultbesucher.
Auch bei den alkoholfreien Getränken zeigt sich Vorholzer wesentlich moderater als seine Mitbewerber „Krausler & Widmann jun“. Der halbe Liter Wasser bzw. Limo stehen bei ihm mit 2,70 Euro auf der Karte. Bei „Krausler & Widmann jun“ müssen 3,40 Euro berappt werden. Also 70 Cent Unterschied, der sich auch in der Familienfreundlichkeit der Wirte bemerkbar machen sollte. Hierfür werden maximal fünf Punkte vergeben.
Mit seiner günstigeren Preisgestaltung bekam Peter Vorholzer schon einmal Probleme. Genauer gesagt mit dem Arbeitskreis gegen Suchtgefahren. Der warnte vor der Gefahr des Alkoholmissbrauchs. Allerdings senkte Vorholzer seine Preise nicht für Bier, sondern für alkoholfreie Getränke. Wen wundert es, dass der Arbeitskreis unter dem Vorsitz von Robert Mader stand.
Was das Thema Sucht anbelangt, hat Franz Widmann jun. wohl auch schon seine negativen Erfahrung gesammelt. Als bei der Niederbayerschau 2015 am 4. Oktober ein Sicherheitsmann angefahren und verletzt wurde, saß Franz Widmann jun. hinter dem Steuer - unter Alkoholeinfluss, wie der Test vor Ort bestätigte.
Noch ein Dringlichkeitsantrag wegen des „Krausler & Widmann"-Kulinariums
Doch zwei Stadträte beschäftigt auch das Extra-Angebot, das „Krausler & Widmann jun.“ auf der Bartlmädult anbieten wollen. Es geht um das sogenannte „Kulinarium“ das in den Boxen bzw. auf der Empore eingerichtet werden soll. Hier geht es nicht nur um das höhere Preisniveau sondern viel mehr um soziale Gerechtigkeit.
Prompt haben die CSU-Stadträte Ingeborg Pongratz und Lothar Reichwein darauf einen Dringlichkeitsantrag gestellt: „In den bekannten bayerischen Volksfesten ist das größte Bierzelt für alle Gesellschaftsgruppen ein wichtiger Treffpunkt. Allein der übliche Begriff „Bierzelt“ vermittelt den Besuchern einen Platz für alle Einkommens-, Gesellschafts- und Altersgruppen. Hier sollte die Gleichbehandlung mit Preisen und Bedienservice sehr beachtet werden. Einen restaurantähnlichen Bereich wie es aus der Beschreibung des KULINARIUMS hervorgeht, würde sich eine 2-Klassengesellschaft bilden. Dies könnte mit der vor allem in Bayern viel gelobten „Bierzelt-Kultur“ nicht verträglich sein.
Den beiden Stadträten geht es nicht darum, ein besonderes Angebot für „G'spickte“ zu verhindern, sondern vor allem darum, dass ein derart spezielles Anbebot, das auch nur in einem speziellen Bereich des „Krausler & Widmann“-Zeltes angeboten wird, unpassend sei. Während die einen Saibling auf Roter Beete mit Meerrettichsauße (14,50 Euro) speisen, kommen andere Gesellschaftsschichten „nur“ in den Genuss einer Bratwurstsemmel, weil sie auf den Inhalt ihrer Geldbörse achten müssen. Und dies würde laut Pongratz und Reichwein eben zu einer Zwei-Klassengesellschaft auf der Dult in ein und dem gleichen Zelt führen.
Hätte Alt-OB Josef Deimer heute noch das Sagen in der Stadt, hätte er alles sicher nicht so weit kommen lassen, wie jetzt die Dinge stehen. Er hätte sich für sein Allzeitcredo stark gemacht. Die Dulten müssen familienfreundlich und bezahlbar bleiben - für alle Gesellschafts- und Einkommensschichten der Bevölkerung.