Seit 1993 war Ewald Bock (2.v.li.) als Pflegedienstleiter an der Schlossklinik Rottenburg tätig. Im Oktober 2014 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Von links LAKUMED Vorstandsvorsitzende Dr. Marlis Flieser-Hartl, Ewald Bock, Landrat Peter Dreier und Chefarzt Dr. Klaus Timmer
Seit dem Herbst 1994 widmet sich die Schlossklinik Rottenburg der Altersmedizin. Das Krankenhaus, das zu den LAKUMED Kliniken des Landkreises Landshut gehört, stellt heute 15 Betten für Innere Akutmedizin und 51 Betten für die geriatrische Rehabilitation.
Dazu eine chirurgische Notfallambulanz, den Notarztstandort für den nördlichen Landkreis, die onkologische Tagesklinik sowie seit Herbst 2012 die Schloss-Reha für die Anschlussheilbehandlung nach orthopädischen und unfallchirurgischen Operationen mit 30 Betten.
Die Schlosskliik Rottenburg ist in dem wunderbaren und renovierten Gebäude des ehemaligen Wasserschlosses Niederhatzkofen untergebracht.
Foto LAKUMED
Mehrfach wurde die geriatrische Fachklinik ausgezeichnet und die Chef- und Oberärzte nehmen als Experten, Berater und Dozenten an der Entwicklung der Geriatrie teil.
Festlegung auf Geriatrie nicht unumstritten
Sich auf die geriatrische Medizin festzulegen und zu spezialisieren, war im Jahr 1994 nicht unumstritten: Die frisch renovierte Schlossklinik mit 66 Betten „funktionierte" nicht, die Auslastung lag bei nur 60 Prozent.
Chefarzt Dr. Klaus Timmer rechts) war maßgeblich an der Etablierung der Geriatrie an der Schlossklinik Rottenburg beteiligt - Foto LaKUMED
Die Pläne, aus diesem Grund in Rottenburg neben der Akutmedizin die Geriatrie zu etablieren und damit am Bayerischen Geriatrieplan aktiv mitzuwirken, trafen trotzdem anfangs nicht bei allen Kreisräten auf Verständnis. „Die Errichtung der ersten geriatrischen Fachabteilung in Bayern vor 20 Jahren war eine weitsichtige Entscheidung vieler mutiger Kreisräte und vor allem des damaligen Landrats Josef Neumeier", erinnert sich die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der LAKUMED Kliniken, Dr. Marlis Flieser-Hartl.
Den Kreisräten war bewusst, dass die Bevölkerung im Raum Rottenburg eine Schließung des Krankenhauses nicht akzeptieren würde, und so kam es zu dem heutigen Konzept, Akutmedizin und geriatrische Rehabilitation unter einem Dach unterzubringen. "Wir können froh sein, dass wir einen kommunalen Träger haben, dem die medizinische Versorgung der Bürger so wichtig ist und dass wir in unseren Zielen immer unterstützt wurden", sagt der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Schlossklinik und Schloss-Reha Rottenburg
Fachkräfte und Therapeuten für Geriatrie speziell geschult
Dr. Timmer war im Jahr 1991 vom Krankenhaus Landshut-Achdorf nach Rottenburg gewechselt und arbeitete als Chefarzt an der Entwicklung des Konzeptes und der Umsetzung von Beginn an mit. Mit dem Pflegedienstleiter Ewald Bock, der im Oktober diesen Jahres in den Ruhestand verabschiedet wurde, etablierte er ein Team aus Fachkräften und Therapeuten und bildete teilweise Fachkräfte selbst aus, die speziell auf den Schwerpunkt der Altersmedizin geschult und eingestellt sind.
„Die Schlossklinik Rottenburg war zur Geburtsstunde der Geriatrie dabei und hat heute Modellcharakter für alle bayerischen Geriatrischen Kliniken", sagt Chefarzt Dr. Timmer. Längst zeugen viele Urkunden und Auszeichnungen an den Wänden vom Erfolg des Modells, es gab beispielsweise schon zweimal den Klinikförderpreis der Landesbank unter dem Motto „Vom Sorgenkind zum Musterknaben" und Chefarzt Dr. Timmer und Oberarzt Dr. med. Josef Gerg sind als Prüfer an die Bayerische Landesärztekammer BLAEK berufen worden.
Weiterbildung in klinischer Geriatrie an der Schlossklinik möglich
In den 20 Jahren seit Festlegung auf die Geriatrie hat sich die Schlossklinik Rottenburg ständig den veränderten Bedürfnissen angepasst. Am Haus besteht die volle Weiterbildungsermächtigung für Fachärzte, die dort die Zusatzspezialisierung in klinischer Geriatrie ablegen können. Zahlreiche „Geriater" hat Chefarzt Dr. Timmer bereits ausgebildet, mehrere blieben anschließend in Rottenburg tätig.
In drei Bundesländern gibt es bereits eine Weiterbildung mit dem abschließenden Titel Facharzt für Geriatrie, in Bayern noch nicht. Wer die in Bayern geltende Zusatzbezeichnung Klinische Geriatrie ablegen möchte, muss bereits den Facharzt in Innerer Medizin, Neurologie oder Psychiatrie oder Allgemeiner Medizin erfolgreich abgelegt haben. Derzeit sind drei Ärzte in der Weiterbildung „Klinische Geriatrie" an der Schlossklinik Rottenburg tätig. Auslastung der geriatrischen Fachklinik bei mehr als 90 Prozent„Die von Anfang an volle Auslastung hat gezeigt, dass der Schritt richtig war", sagt LAKUMED Vorstandsvorsitzende Dr. Marlis Flieser-Hartl.
Im Jahr 2014 gibt es daher Überlegungen, zusätzliche Betten zu schaffen sowie einige der Betten der Akuten Inneren Medizin für onkologische Patienten zur Verfügung zu stellen. Der Landkreis Landshut halte an der Schlossklinik fest, weil die Belegung zeige, dass für diese Art der medizinischen Versorgung ein großer Bedarf bestehe, sagt Dr. Flieser-Hartl. „Diesen Bedarf zu decken, auch wenn die Vergütung durch die Krankenkassen nicht kostendeckend ist, sieht der Landkreis als seine Aufgabe.
Darin unterscheiden sich kommunale Krankenhäuser wesentlich von privaten Trägern und darum ist es für die Bevölkerung eben nicht egal, in welcher Trägerschaft ein Krankenhaus geführt wird", sagt die LAKUMED Vorstandsvorsitzende. Mit dem Neubau der Schloss-Reha kam im Herbst 2012 als Ergänzung zur Schlossklinik die orthopädische Rehabilitation in der Anschlussheilbehandlung hinzu. Unter der Leitung der Chefärzte der Kliniken für Unfallchirurgie und Orthopädie an den Krankenhäusern Landshut-Achdorf (Dr. med. Andreas Ganslmeier) und Vilsbiburg (Dr. med. Hermann Albersdörfer) werden in der Schloss-Reha Rottenburg Patienten nach Hüft-, Knie- oder Wirbelsäulenoperationen wohnortnah rehabilitiert.
Gemeinsame Visiten mit den Chefärzten der Kliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Krankenhäusern Landshut-Achdorf (im Bild rechts Chefarzt Dr. med. Andreas Ganslmeier und Dr. Klaus Timmer) und Vilsbiburg gehören zum Konzept.
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